Wahre Größe

Das Grundproblem der optimalen Besteuerung von Einkommen besteht darin, daß man das Potential zur Einkommenserzielung, über das ein Steuerzahler verfügt, nicht beobachten kann. Könnte man es, dann wäre eine anreizneutrale Besteuerung von Einkommen nötig -- die Steuerzahlung würde ja nicht vom tatsächlichen Einkommen, sondern vom potentiell erreichbaren Einkommen abhängen. Kein Steuertarif, und wäre er noch so progressiv, würde jemanden dazu veranlassen, sein Arbeitsangebot als Reaktion auf hohe Steuerlasten einzuschränken.

Dummerweise ist es nicht leicht, wirklich exogene Ansatzpunkte für das potentielle Einkommen eines Steuerzahlers zu finden. Typischerweise werden beispielsweise besser ausgebildete Menschen ein höheres potentielles Einkommen haben. Aber wenn man als Abiturient entscheidet, ob man studieren will oder nicht, dann würde man ja einen Steuertarif, der sich an formalen Bildungsabschlüssen festmacht, bereits kennen. Der Bildungsgrad wird also gerade nicht exogen, sondern vom Steuertarif beeinflußt sein.

Wie wäre es mit dem Intelligenzquotienten? Auf den ersten Blick keine schlechte Idee, aber nichts ist einfacher, als bei einem IQ-Test schlechter abzuschneiden, als man es könnte. Die Steuerzahler könnten also ihr wahres Potential zur Einkommenserzielung verschleiern.

Glücklicherweise gibt es eine Lösung: Greg Mankiw und Matthew Weinzierl schlagen vor, daß ein optimaler Einkommensteuertarif einfach die Größe der Steuerzahler berücksichtigen sollte. Wenn irgendwas exogen ist, dann die Körpergröße, und diese korrellierte bisher immer sehr stark mit dem Einkommen von Haushalten.

Ein Hinweis, bevor es zu tumultartig negativem Leserfeedback kommt: Das Mankiw-Weinzierl-Papier ist mit einem subversiven Augenzwinkern geschrieben, das wiederum einen ernsten Hintergrund hat. Die utilitaristischen Grundlagen der Optimalsteuertheorie werden untergraben, indem sie konsequent zuende gedacht werden.