25.000 Euro für eine Niere

Singapur wird, so wie es aussieht, den Organhandel legalisieren. Die zulässige Höchstkompensation für eine Niere dürfte bei umgerechnet 25.000 Euro liegen.

Vielleicht wird das ja eine neue Wachstumsbranche für Kleinstaaten, neben dem Kerngeschäft als Steueroase: Transplantationstourismus.

Auf den ersten Blick kann man nichts dagegen haben, sofern alles auf Freiwilligkeit beruht: Einem zahlungskräftigen Kranken wird das Leben gerettet, ein Organspender erhält eine ordentliche Summe und -- Achtung, Tautologiealarm! -- beiden geht es am Ende besser, denn sonst hätten sie diesen freiwilligen Handel nicht vereinbart. Außerdem wird die Zahl der für Transplantationen verfügbaren Organe steigen, so daß mehr Leben gerettet werden. Eine großartige Sache, scheinbar.

Aber was ist, wenn sich in der langen Frist doch die informellen Normen der Gesellschaft anpassen? Irgendwann wird vielleicht die zweite, scheinbar überflüssige Niere als mehr oder weniger normaler, veräußerbarer Vermögenswert gesehen. Dann wäre es nur noch ein kleiner Schritt, beispielsweise von Empfängern öffentlicher Transfers zu fordern, doch erstmal ihre eigenen Ressourcen zu nutzen und ihre zweite Niere zu verkaufen.