Protektionismus: Es geht wieder los

Simon Evenett präsentiert in einem aktuellen Artikel bei Vox-EU folgende Abbildung:


Man sieht einen drastischen Umschwung; bis zum Oktober 2008 waren in den hier erfassten Ländern noch deutlich positive jährliche Wachstumsraten der Exporte zu beobachten, ab November sind wir im negativen Bereich. Das ist jetzt aber zunächst mal nur das, was man bei einer weltweiten Rezession ohnehin erwarten würde.

Hinter den Daten dort oben steckt noch keine große Welle protektionistischer Handelspolitik. Die kommt erst noch, und sie wird den Welthandel noch weiter abwürgen. Es gab bereits den Vorwurf der Obama-Administration an China, daß dieses seinen Wechselkurs zum Dollar manipuliert. Der casus belli für den Handelskrieg steht damit im Raum. Greg Mankiw berichtet, daß der amerikanische Senat eine buy american-Klausel im Konjunkturpaket fordert: Ressourcen, die z.B. zum vorgeblich konkunkturstimulierenden Infrastrukturausbau genutzt werden, sollen aus dem Inland kommen. Die alte Bush-Administration hatte, als letzte handelspolitische Amtshandlung, schnell noch prohibitiv hohe Einfuhrzölle auf europäische Luxuslebensmittel durchgesetzt. Und Rußland möchte seine Automobilindustrie (von der ich bisher ehrlich gesagt glaubte, sie sei nach 1989 den Weg von Wartburg und Trabant gegangen) ebenfalls mit hohen Einfuhrzöllen schützen.

Jetzt verbreitet die Krise wirklich das Flair von 1930. Es ist erstaunlich, wie die Binnenlogik der Politik immer wieder zu den gleichen handelspolitischen Fehlern führt, und zwar in allen ideologischen und parteipolitischen Lagern. Eigentlich sollte inzwischen jeder wissen, daß Protektionismus zu nichts anderem als einer drastischen Verschärfung der Krise beitragen wird.