Die langen Nachwirkungen der Kolonialgeschichte

Zugegeben, ich gehöre eigentlich auch eher zu denjenigen, die vermuten, daß die Ursachen für die quälend langsame Entwicklung weiter Teile Afrikas vor allem in lausigen formalen Institutionen vor Ort liegen. In der fehlenden politischen Stabilität, der Allgegenwart von Bürgerkriegen, der fehlenden Rechtssicherheit und so weiter. Und tatsächlich dürfte all dies auch wirklich einen erheblichen Einfluß ausüben. Aber, wie ein aktuelles Papier von Nathan Nunn und Leonard Wantchekon zeigt, gibt es da noch mehr:

We investigate the historical origins of mistrust within Africa. Combining contemporary household survey data with historic data on slave shipments, we show that individuals whose ancestors were heavily raided during the slave trade today exhibit less trust in neighbors, relatives, and their local government. We confirm that the relationship is causal by using the historic distance from the coast of a respondent's ancestors as an instrument for the intensity of the slave trade, while controlling for the individual's current distance from the coast. We undertake a number of falsification tests, all of which suggest that the necessary exclusion restriction is satisfied. Exploiting variation among individuals who live in locations different from their ancestors, we show that most of the impact of the slave trade works through factors that are internal to the individual, such as cultural norms, beliefs, and values.

Es scheint, als hätte der Sklavenhandel informelle Institutionen nachhaltig zerstört, die einerseits auf gegenseitigem Vertrauen aufbauen, andererseits dieses Vertrauen aber auch fördern. Diese Zerstörung war so nachhaltig, daß sie bis heute nachwirkt. Nun muß man bedenken, daß gegenseitiges Vertrauen hilft, Transaktionskosten drastisch zu senken. Dies ist aber vor allem dann wichtig, wenn man in Gesellschaften mit schlechten oder schlecht durchgesetzten formalen Regeln lebt. Man kann also durchaus gut begründet behaupten, daß die Verbrechen der Kolonialzeit heute noch späte, negative Effekte auf die Entwicklung in einigen Regionen Afrikas ausüben.