Gute Banken, schlechte Banken

Zwanzig Monate und zwei Konjunkturpakete nach dem Beginn der Finanzkrise kämpft sich die Politik langsam zum eigentlichen Kern des Problems vor: den Bankenbilanzen. Was tun mit all den schwierig zu bewertenden Papieren?

Nachdem er sich im Januar noch vehement dagegen wehrte, favorisiert der Bundesfinanzminister nun doch ein Bad-Bank-Modell, das vereinfacht so aussieht: Die Geschäftsbank liefert die dubiosen Papiere bei der Bad Bank ab, bekommt dafür staatlich garantierte Schuldtitel. Im Gegenzug zahlt die Bank dem Staat eine Gebühr für dessen Garantie, und sie muß über die Laufzeit dieses Arrangements Rückstellungen in Höhe der Differenz zwischen Buch- und Marktwert der ausgelagerten Papiere bilden. Am Ende der Laufzeit werden diese Rückstellungen an den Staat transferiert.

Die Banken bereinigen also sofort ihre Bilanzen durch den Tausch der unsicheren Aktiva gegen staatliche Schuldtitel. Das ist ihr unmittelbarer Vorteil. Gleichzeitig werden sie durch die Verpflichtung, Rückstellungen zu bilden, aber nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Ihr zweiter Vorteil ist vor allem ein Zeitgewinn; sie können diese Rückstellungen über die Laufzeit des Bad-Bank-Arrangements bilden. Am Ende könnten wir Steuerzahler dann halbwegs glimpflich davonkommen.

Natürlich bleiben Risiken, z.B. könnte eine der beteiligten Banken trotz aller Hilfen insolvent werden, so daß der Staat seinen Gegentransfer am Ende der Laufzeit nicht mehr bekommt. Aber insgesamt scheint bei dieser Variante das Risiko für den Steuerzahler doch begrenzt zu sein.

Ganz anders sieht es bei der von Ulrich van Suntum vorgeschlagenen Zero-Bond-Lösung aus. Sein Vorschlag scheint auf der Prämisse aufzubauen, daß über kurz oder lang die unsicheren Aktiva wieder ihren Buchwert erlösen werden. Aber das ist doch aller Wahrscheinlichkeit nach zu optimistisch. Da das Risiko des Wertverlustes aber hier komplett beim Staat liegt und die Banken nur Zinsverluste zu tragen haben, dürfte dies zwar die Traumlösung der Besitzer von Bankaktien sein; für alle übrigen Steuerzahler ist der Vorschlag doch eher problematisch.

Überhaupt: Ob Bad Banks oder Zero Bonds, beide Vorschläge haben doch den entscheidenden Nachteil, daß sie die Anteilseigner der Banken ungeschoren davonkommen lassen. Aber wieso sollte man Eigentümer von gescheiterten Unternehmen retten?

Kurz und gut, ich frage mich, wieso eigentlich niemand in der deutschen Diskussion von der Good-Bank-Lösung redet, wie sie etwa Bulow und Klemperer vorgeschlagen haben und wie sie auch von Willem Buiter immer wieder enthusiastisch gefordert wird. Nochmal die entscheidende Passage im Vorschlag von Bulow und Klemperer:

How then can we make banks healthy without separating the “bad assets”? The answer is, instead, to separate the “bad liabilities”.

Take Citigroup, for example. At the end of 2008 the bank had roughly $1.8 trillion in liabilities on its consolidated balance sheet, of which less than $800 billion were deposits.

Say Citi’s assets were worth $1.5 trillion. A new (“bridge”) bank that included all the assets plus say $1 trillion of the old bank’s most senior liabilities would still be comfortably well capitalised, even if the asset values were overestimated. The original bank would be left with all the equity in the new bank, worth $500 billion, and the remaining $800 billion in liabilities.

The original bank would still be insolvent, but that would not prevent the healthy new bank from operating efficiently and making good loans. If a risky original bank's marginal cost of funds is, say, 10% it will not be profitable for it to make new riskless loans at 7%, even if the market riskless rate is zero. By contrast, because the new bank is well capitalised, it can borrow on sensible terms if it has a profitable investment to fund.1

Giving the old bank an equity stake in the new bank is the best way to compensate the holders of old bank’s liabilities to the full liquidation value -- but not more than that value -- of their claims. It may also facilitate the reorganisation of the old bank if, as is likely, it goes into bankruptcy, since creating marketable equity in the new bank resolves the difficulty of valuing the old bank's assets, and avoids any need to sell the new bank on to a third-party – a transaction from which the government might be unlikely to get full value.

The reorganisation could be managed under a regime like the UK’s Special Resolution Regime (SRR) or similar to that of the US Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) (there may be other possibilities too). The government’s role ends when the old bank has sold its shares or allocated them amongst its creditors.


Wie auch immer eine Lösung des Problems im Detail aussieht: Wenn sie nicht nur wirksam, sondern auch fair sein soll, dann sollten die Eigentümer notleidender Banken nicht besser aus dieser Geschichte herauskommen, als sie es in einem Insolvenzverfahren täten. Die Bulow-Klemperer-Buiter-Vorschläge stellen das sicher.