Zuviele Exporte?
Deutschland wird verglichen mit anderen Ländern relativ stark von der aktuellen Krise getroffen. Kein Wunder, schließlich reagiert die weltweite Nachfrage nach Investitionsgütern oder teueren Konsumgütern besonders stark auf eine solche Krise, und das sind nunmal genau die Güter, die Deutschland exportiert.
Einige Kritiker führt das zu der Behauptung, Deutschland sei zu exportabhängig. Dagegen könnte man etwa einwenden, daß diese Behauptung auf einer sehr kurzfristigen Perspektive beruht: Sobald die Krise in einen Aufschwung mündet und die Nachfrage nach Investitionsgütern wieder zunimmt, werden deutsche Unternehmen auch davon besonders früh und stark profitieren. Man darf also nicht nur den Abschwung im Blick haben; wer behauptet, daß eine starke Exportorientierung schlecht ist, müßte zeigen, daß dies über den gesamten Konjunkturzyklus gilt.
Aber es gibt noch ein wichtigeres Gegenargument: So ungewöhnlich stark ist die deutsche Exportorientierung nämlich gar nicht, wenn man einige unveränderliche, länderspezifische Besonderheiten wie die geographische Lage berücksichtigt:
Eine nähere Analyse der Komponenten der fixen Effekte macht deutlich, dass Deutschland
generell Vorteile aus der geringen Distanz zu wichtigen Handelspartnern zieht. Im Gegensatz zu Deutschland haben die USA sowie China und Japan deutlich größere Distanzen zu den Zielländern ihrer Exporte zu überbrücken und damit höhere Transportkosten zu tragen. Der weitaus größte Vorteil für die deutschen Exporte besteht aber darin, dass sich Deutschland im Kern eines globalen Handelszentrums befindet. Zwar können auch andere exportstarke europäische Länder, wie Frankreich, Italien und Großbritannien, die ebenfalls hohe fixe Effekte aufweisen, die Nähe zu wichtigen Handelspartnern nutzen. Doch ist Deutschland im Gegensatz zu diesen Staaten in größerem Maße von wirtschaftsstarken Ökonomien umschlossen und kann so seine zentrale Lage zu angrenzenden Volkswirtschaften optimal nutzen. Auch die zeitveränderlichen Parameter, wie die Mitgliedschaft in internationalen Institutionen, lassen nur bedingt auf eine besondere Leistung Deutschlands schließen.
aus: B. Herz und M. Wagner, Exportweltmeister Deutschland: Ein Sommermärchen?, Perspektiven der Wirtschaftspolitik 9 (2008): 446-464.
Einige Kritiker führt das zu der Behauptung, Deutschland sei zu exportabhängig. Dagegen könnte man etwa einwenden, daß diese Behauptung auf einer sehr kurzfristigen Perspektive beruht: Sobald die Krise in einen Aufschwung mündet und die Nachfrage nach Investitionsgütern wieder zunimmt, werden deutsche Unternehmen auch davon besonders früh und stark profitieren. Man darf also nicht nur den Abschwung im Blick haben; wer behauptet, daß eine starke Exportorientierung schlecht ist, müßte zeigen, daß dies über den gesamten Konjunkturzyklus gilt.
Aber es gibt noch ein wichtigeres Gegenargument: So ungewöhnlich stark ist die deutsche Exportorientierung nämlich gar nicht, wenn man einige unveränderliche, länderspezifische Besonderheiten wie die geographische Lage berücksichtigt:
Eine nähere Analyse der Komponenten der fixen Effekte macht deutlich, dass Deutschland
generell Vorteile aus der geringen Distanz zu wichtigen Handelspartnern zieht. Im Gegensatz zu Deutschland haben die USA sowie China und Japan deutlich größere Distanzen zu den Zielländern ihrer Exporte zu überbrücken und damit höhere Transportkosten zu tragen. Der weitaus größte Vorteil für die deutschen Exporte besteht aber darin, dass sich Deutschland im Kern eines globalen Handelszentrums befindet. Zwar können auch andere exportstarke europäische Länder, wie Frankreich, Italien und Großbritannien, die ebenfalls hohe fixe Effekte aufweisen, die Nähe zu wichtigen Handelspartnern nutzen. Doch ist Deutschland im Gegensatz zu diesen Staaten in größerem Maße von wirtschaftsstarken Ökonomien umschlossen und kann so seine zentrale Lage zu angrenzenden Volkswirtschaften optimal nutzen. Auch die zeitveränderlichen Parameter, wie die Mitgliedschaft in internationalen Institutionen, lassen nur bedingt auf eine besondere Leistung Deutschlands schließen.
aus: B. Herz und M. Wagner, Exportweltmeister Deutschland: Ein Sommermärchen?, Perspektiven der Wirtschaftspolitik 9 (2008): 446-464.
Jan Schnellenbach - 21. Mai 2009 um 18.32 Uhr