Zuviele langweilige Erklärungen?

Die meisten populären Angriffe, die es in letzter Zeit gegen die Volkswirtschaftslehre gegeben hat, warfen uns Ökonomen vor, daß wir nicht genug erklären können. Unsere Modelle seien nutzlos, weil wir mit ihnen vieles von dem, was im Verlauf der Finanzkrise passierte, nicht richtig prognostiziert hätten.

Insoweit ist die wirtschaftsethische Kritik an der Ökonomik, die gerade im Wirtschaftsdienst erschienen ist, zumindest originell. Sie wirft uns nämlich vor, daß wir zuviel erklären!

Das alles liest sich sehr nach Feuerbach-Thesen -- die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, jetzt kommt es darauf an, sie zu verändern! -- auf die Volkswirtschaftslehre gemünzt. Der Autor hat beispielsweise etwas dagegen, daß Ökonomen konditionale Politikempfehlungen abgeben, in der Form von Wenn es Ziel der Politik ist, die Arbeitslosigkeit zu senken, dann sollte sie..., denn er meint offenbar, daß es eine wichtige Aufgabe der Volkswirtschaftslehre sei, normative Aussagen darüber zu treffen, welche Ziele die Politik sich setzen sollte.

Aber ist das dann noch Wissenschaft? Ehrlich, das Erklären ist anstrengend und aufwendig genug. Das bedeutet nicht, daß Ökonomen nichts zur Diskussion von politischen Zielen beizutragen hätten. Vor allem können sie Zielkonflikte verdeutlichen. Aber für das Festlegen politischer Prioritäten bleiben die Regierung und die interessierte Öffentlichkeit zuständig. Soviel Arbeitsteilung muß sein.